Beschreibung
Arch. klin. Chir., 14. - Berlin, Verlag von August Hirschwald, 1872, 8°, IV, 638 pp., Holzschnitte, 12 lith. Taf., Halbledereinband der Zeit. Erstdruck! "In meiner Arbeit über die innere Architectur der Knochen*) hatte ich mir Vorbehalten, zu untersuchen, ob in solchen Knochen, die durch pathologische Verhältnisse gekrümmt, mit dieser Krümmung aber wieder theilweise oder ganz functionsfähig geworden sind, eine der veränderten Form des Knochens und der durch dieselbe bedingten veränderten Inanspruchnahme der einzelnen Knochenpartikelchen entsprechende Veränderung der inneren Architectur vor sich geht. Diese Untersuchungen sollten die Probe auf die Richtigkeit meiner Schlussfolgerungen in Bezug auf die statische Bedeutung der architectonischen Anordnung der Knochenbälkchen darstellen. In dem Umstande, dass eine mathematische Vorausberechnung der Richtungen des maximalen Druckes und Zuges für den menschlichen Oberschenkel haarklein mit der wirklichen Anordnung der Knochenbälkchen am oberen Ende des Femur übereinstimmte, vielleicht noch mehr in dem Umstande, dass die überall rechtwinkelige Kreuzung dieser Bälkchen nicht etwa zufällig an den Präparaten von mir gefunden worden war, dass es sich hierbei vielmehr um eine mathematisch vorausbestimmte, und erst in Folge dieser Vorausbestimmung an den Präparaten gesuchte und nachträglich in Wirklichkeit bestätigt gefundene Thatsache gehandelt hatte, schien zwar eine völlig genügende Begründung jener Schlussfolgerungen zu liegen. Indess musste doch auch die Probe auf das Exempel stimmen. War wirklich jede Schicht der compacten und jedes Bälkchen der spongiösen Knochenregion als eine Säule oder ein Bauelement anzusehen, das an der Stelle, an welcher es gerade liegt, einen ganz bestimmten statischen Zweck erfüllt, und darum an dieser Stelle ganz unentbehrlich ist, so mussten auch mit jeder Veränderung der statischen Verhältnisse die Bauelemente, die vor der Aenderung bestanden hatten, als nutzlos und überflüssig gewordene Dinge schwinden, und neuen, zweckentsprechenderen Bauelementen Platz machen. Ich sprach es demgemäss denn auch bereits damals als zweifellos aus, dass jede pathologische Knochenkrümmung, sobald das betreffende Glied mit der Krümmung wieder irgendwie functioniren solle, einen Schwund der alten, statisch werthlos gewordenen und dafür eine Anbildung neuer, den neuen, statischen Verhältnissen angepasster Knochenpartikelehen in ihrem Gefolge haben müsse. Was ich damals a priori annehmen zu müssen geglaubt hatte, das habe ich in der That auf das Vollkommenste bestätigt gefunden, und zwar bei einer zwiefachen Reihe von Untersuchungen der Architectur gekrümmter Knochen, einmal bei rachitisch verbogenen, trotz ihrer Biegung aber wieder fest und functionsfähig gewordenen, und zweitens bei gebrochen gewesenen und mit veränderter Winkelstellung der Fragmente wieder geheilten Knochen. Die auf Rachitis bezügliche Untersuchungsreihe werde ich ausführlich an einem anderen Orte veröffentlichen. Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind nur meine Untersuchungen der schief geheilten Fracturen. Ich habe diese letzteren aber deswegen in einer besonderen Arbeit zusammengefasst, und von den Untersuchungen über die Rachitis getrennt, weil sie, abgesehen von der erwähnten, auch durch sie gelieferten Bestätigung der statischen Gesetze des Knochenbaues, uns auch noch eine Reihe neuer Gesichtspunkte in Bezug auf die Heilung der Knochenbrüche eröffnen, und weil sie somit ein besonderes Interesse für die Chirurgie darbieten dürften." Julius Wolff *) Virchow's Archiv Bd. 50. S. 389 sq. Bestandsnummer des Verkäufers 54401
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