Beschreibung
Breslau, S. Schottlaender, 1885-1886, gr.-8°, LXXVII, (1), 573, (1); XI, (1), 484; XXVI, 695, (1) pp.; 1 Frontispiz, 1 Farbtafel, 1 Situationsplan, 1 Portrait und 393 Text-Illustrationen, 3 gerägte Prachtledereinbände mit Goldschnitt. Erste Auflage. Hrsg. Von Paul Boerner und nach dessen Tode vollendet von H. Albrecht! Pracht Exemplar aus der ehemaligen Bibliothek des Ophthalmologen Herzog Carl Theodor in Bayern (1839-1909). Die erste Schau im Deutschen Reich, die sich ausschließlich mit hygienischen Fragestellungen beschäftigte, war die "Berliner Allgemeine Deutsche Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens", die ursprünglich im Jahr 1882 stattfinden sollte. Aufgrund eines Brandes auf dem Ausstellungsgelände kurz vor der Eröffnung musste sie jedoch um ein Jahr verschoben werden. Sie fand daher von Mai bis Oktober 1883 auf dem ehemaligen Gelände der Gewerbeausstellung von 1879 zwischen Invalidenstraße, der Straße Alt-Moabit und dem Lehrter Bahnhof statt. Die Schau entstand aus einer Zusammenarbeit des Deutschen Vereins für Gesundheitstechnik und dem Deutschen Verein für öffentliche Wohlfahrtspflege. Das Protektorat übernahm Kaiserin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach.29 Im 1882 gedruckten offiziellen Katalog stellten die Organisatoren ihre Schau in einen Zusammenhang mit der 1876 in Brüssel veranstalteten Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen. Auf dieser Exposition, die zum ersten Mal das große Interesse an einer speziellen Hygieneausstellung bewiesen hätte, habe sich das Deutsche Reich als eine der führenden Nationen auf dem Feld der Hygiene und Gesundheitspflege präsentiert. Allerdings sei es aufgrund der bei internationalen Schauen notwendig begrenzten Ausstellungsfläche nicht möglich gewesen, die gesamten Errungenschaften Deutschlands zu zeigen. Dies sollte nun die Allgemeine Deutsche Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens nachholen. Die beiden Vereine hatten sich schon 1881 darauf festgelegt, keine internationale Exposition zu veranstalten. Stattdessen wollte man mit dem Projekt die deutsche Wissenschaft und Wirtschaft fördern. Die Berliner Veranstaltung werde, so ihr Kalkül, all die Besucher anziehen, die "wissen wollen, was die deutsche Industrie auf dem Gebiete der Gesundheitstechnik geleistet, welche Fortschritte sie im letzten Jahrzehnt gemacht hat und welche Lücken andererseits noch vorhanden sind." Darüber hinaus sollte sie das Verständnis der Bevölkerung für die staatlichen Maßnahmen fördern. Die Berliner Schau zog ihre Besucher besonders durch Schaustücke wie den "Taucher" sowie die Präsentation der erst 1882 von Robert Koch entdeckten Tuberkelbazillen an. Allerdings war die Exposition in erster Linie noch auf die Darstellung technisch-wissenschaftlicher Fragen beschränkt. Sie richtete sich zwar auch an die breite Bevölkerung, war aber aufgrund der anspruchsvollen Gestaltung ihrer Gruppen sowie deren spezieller, oft unattraktiver Inhalte überwiegend für Experten interessant. Dem Laien führte die Ausstellung vor, welche Bedeutung der Technik zur Lösung sozialer wie hygienischer Probleme zukam.33 Gleichzeitig präsentierte sie ihm, welche hygienischen Maßnahmen die deutsche Regierung bereits ergriffen hatte. Sie hatte demnach neben der Funktion, eine Expertenöffentlichkeit herzustellen, vor allem die Aufgabe, die gesundheitspolitischen Anstrengungen des Deutschen Reichs zu kommunizieren. Das für die späteren Projekte der hygienischen Volksbelehrung wichtige Element der persönlichen Ansprache des Laienbesuchers fehlte noch weitgehend. Die Exposition hatte eine Fläche von ungefähr 62 000 qm und zog über die fünf Monate ihrer Laufzeit um die 900 000 Besucher an. Trotz des Brandunglücks von 1882 schloss sie mit einem leichten finanziellen Überschuss ab. Trotzdem war sie für längere Zeit die einzige große Hygieneausstellung im deutschen Sprachraum." Sebastian Weinert , Der Körper im Blick: Gesundheitsausstellungen vom späten Kaiserreich bis . Bestandsnummer des Verkäufers 55544
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