Diese Antiquariate, die von Frauen geführt werden, befinden sich in den Vereinigten Staaten, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Schweden und Deutschland. Erfahren Sie, wie diese Unternehmerinnen, die mit seltenen Büchern handeln, ihre Karriere begonnen haben und welchen Rat sie jungen Frauen geben, die heute diesen Beruf ergreifen möchten.
Bison Books - Winnipeg, Manitoba, Kanada
Aimee Peake besitzt Bison Books in Kanadas notorisch kalter Stadt Winnipeg. Diese antiquarische Buchhandlung besitzt eine moderne Fassade und ein klassisches Interieur. Zu ihren Spezialgebieten gehören indigene Kulturen, Kunst und Literatur, insbesondere kanadische Literatur. Bison Books wurde im Jahr 2000 unter der Leitung von Michael Park gegründet. Aimee hat das Unternehmen 2010 übernommen.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Durch eine glückliche Fügung. Das war Mitte der 1990er Jahre. Ich war auf der Suche nach einem Job, um mein Studium zu finanzieren. Ich ging an einer antiquarischen Buchhandlung vorbei, die Michael Park gehörte, und sah im Schaufenster ein Schild „Hilfe gesucht“. Ein paar Tage später habe ich meinen Lebenslauf abgegeben. Ich wurde zu einem zweiten Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Rest ist Geschichte.
Michael ernannte mich zur Geschäftsführerin von Bison Books, als er es als sein zweites Geschäft eröffnete. Jahre später trat ich an Michael heran und kaufte ihm die Hälfte des Unternehmens ab, drei Jahre später die andere Hälfte.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Ich würde zu einer Mentorenschaft raten: Suchen Sie sich eine Person, der Sie vertrauen und die Sie bewundern, und orientieren Sie sich an ihr. Erkennen Sie Ihre Stärken. Integrität ist unerlässlich. Lernen Sie Ihre Kollegen kennen. Kaufen Sie stets gute Bücher. Stellen Sie Ihre Annahmen infrage und passen Sie sich kulturellen Veränderungen und neuen Gegebenheiten an. Vergessen Sie nicht, dass es sich bei allem Spaß und aller Romantik um ein knallhartes Geschäft handelt.“
Karen Jakobsen - Sturminster Newton, Dorset, Vereinigtes Königreich
Karen Jakobsen bietet Kunst- und Designbücher sowie englische Literatur und Poesie an. Sie arbeitete unter anderem für das Auktionshaus Christie's und 10 Jahre in einer Londoner Kunstgalerie. Im Jahr 2021 eröffnete sie ein kleines Antiquariat in einer Gärtnerei. Das Geschäft ist von Mai bis September geöffnet.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Mein Vater war ein begeisterter Sammler von Büchern. Als Kinder wurden mein Bruder und ich in Buchhandlungen mitgenommen. Zu Auktionen auch. Ich hätte nie gedacht, dass Buchhandel ein Teil meiner Zukunft sein würde. Nach der Geburt meiner Tochter und dem Umzug aus London beschloss ich, Kunstbücher zu verkaufen. Ich habe mir das Kaufen und Verkaufen von Büchern selbst beigebracht, indem ich in Auktionshäuser ging, Bücher kaufte und herausfand, welche Bücher sich verkauften und welche nicht, und wie wichtig der Zustand und die Seltenheit waren.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Es gibt definitiv Platz für mehr Frauen im antiquarischen Buchhandel – wie so viele andere Branchen war er zu lange von Männern dominiert. Lassen Sie sich von den Männercliquen nicht abschrecken. Der Wandel vollzieht sich rasch und mit genügend Frauen in der Branche wird die Chancengleichheit bald erreicht sein. Finden Sie Ihre Nische.“
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Stella & Rose's Books – Tintern, Monmouthshire, Vereinigtes Königreich
Die Schwestern Sonia Bryant und Maria Goddard betreiben Stella & Rose's Books. Seit den 1990er Jahren verkaufen sie gebrauchte und seltene Bücher an Kunden in aller Welt. Sie sind spezialisiert auf Kinderbücher, Bildbände, Topografie, Verkehr, Geschichte und andere Themen. Sowohl Sonia als auch Maria sind gehörlos – das hat sie nicht daran gehindert, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
Sonia erzählt: „Das Unternehmen wurde 1991 als Hobby unserer Eltern gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war es als Stella Books bekannt. Maria hatte gerade die Uni abgeschlossen und war nicht sicher, was sie machen sollte. Sie begann, hauptberuflich für das Unternehmen zu arbeiten, indem sie kleine Listen mit Büchern an Versandhandelskunden verschickte.
1992 wurde in Tintern, dem Wohnort der Familie, ein Ladenlokal frei, und so zogen wir mit dem Geschäft dorthin um. 1994 wurde ein weiteres Ladenlokal in Hay-on-Wye frei. Das Geschäft war unter dem Namen Rose's Books bekannt und wir behielten den Namen bei. 1998 gab ich meinen Job als medizinische Laborassistentin auf und trat in das Unternehmen ein. Im Laufe der Zeit wurde daraus Stella & Rose's Books.
Angesichts unserer Gehörlosigkeit kommen hier das Internet und E-Mails ins Spiel. Wir beschäftigen fünf Teilzeitkräfte. Wenn wir telefonieren müssen, bitten wir unsere Kollegen, einen Anruf für uns zu tätigen. Meistens umgehen wir das Problem durch E-Mails und Online-Chats.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Es ist eine interessante und faszinierende Tätigkeit, denn es kommen immer wieder neue Objekte auf den Markt, die Sie vor allen anderen zu Gesicht bekommen. Es ist eine Welt, die hauptsächlich von Männern dominiert wird, aber es gibt viele weibliche Buchhändlerinnen für Unterstützung.“
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Priscilla Juvelis Rare Books - Kennebunkport, Maine, USA
Priscilla Juvelis hat sich auf die Buchkunst des 20. Jahrhunderts spezialisiert, darunter Edeldrucke, hochwertige Einbände, Kalligraphie und Künstlerbücher. Sie hat 1979 mit dem Buchhandel begonnen. Nun steht der Ruhestand kurz bevor, wie sie sagt.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Ich begann 1979 als Auszubildende bei dem verstorbenen John F. Fleming, dem vielleicht wichtigsten Buchhändler der Vereinigten Staaten in den 1950er und 1960er Jahren. Ab 1982 war ich bis zu seinem Tod im Jahr 1987 sein Geschäftspartner. Vor 1979 habe ich im Verlagswesen gearbeitet.
Ich wurde Partner von John Fleming, als ich eine Sammlung von Büchern mit Designer-Einbänden erwarb. Ich habe John angeboten, sich an der Sammlung zu beteiligen. Er stimmte zu und John brachte mir bei, wie man Bücher verkauft. Ich bin ihm immer noch dankbar für sein Engagement.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Zusätzlich zum üblichen Grundsatz, dass man kaufen sollte, was man liebt, würde ich hinzufügen, dass es hilfreich ist, in die Welt der seltenen Bücher einzutauchen. Das betrifft Vereine und Vorträge, Buchmessen und Auktionen, Wissenschaftler, Kunden und eigentlich alles. Ich fand viele Freunde und Mentoren und lernte so viel von meinen Kollegen und Kunden.“
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Unterwegs Antiquariat M.-L. Surek-Becker – Berlin, Deutschland
Marie-Luise Surek-Becker hat mehr als 25 Jahre Erfahrung im Online-Buchhandel. Heute bietet sie in ihrer Buchhandlung Unterwegs Antiquariat Bücher über Architektur, Fotografie, Berlin, Brandenburg und Reisen an und zieht damit Architekten, Designer, Historiker und Sammler an.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Als Neu-Berlinerin mit Buchhändlerlehre und abgeschlossenem Germanistik-Studium bin ich eher durch Zufall ins Antiquariat gekommen. Nach ca. fünf Jahren Erfahrung erfolgte der Sprung in die Selbständigkeit, zunächst als Versandantiquariat mit Nebenjob, später in Vollzeit mit Ladengeschäft. Die heutige Spezialisierung (Architektur, Fotografie, Berlin/Brandenburg, Reiseführer) ergab sich aus meinen persönlichen Interessen und dem Standort in Berlin-Mitte mit einem sehr dynamischen Kundenkreis..“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Ein Antiquariat zu führen ist nicht immer einfach, kann aber sehr erfüllend sein. Gutes historisches Bücherwissen, ein ausreichendes finanzielles Polster, Kenntnisse in Marketing und EDV allein reichen nicht aus, um hier erfolgreich zu sein. Wenn Sie sich diesem Beruf über Jahre mit Ihrem ganzen Enthusiasmus widmen wollen und Sie den Kontakt und den Austausch mit den unterschiedlichsten Sammlern und Kollegen lieben, dann kann ich Ihnen die Selbständigkeit sehr empfehlen.“
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Honey & Wax Booksellers - Brooklyn, New York, USA
Heather O’Donnell besitzt das Antiquariat Honey & Wax Booksellers, das sich auf Unikate wie Bücher aus den Bibliotheken von Schriftstellern und Künstlern, seltene Erstausgaben, alte Ausgaben und prunkvoll gebundene Exemplare spezialisiert hat.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Während des Studiums nahm ich einen Sommerjob im Strand in New York an, ein turbulenter Einstieg. Als Doktorandin an der Yale University arbeitete ich als kuratorische Assistentin in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library, wo ich den Ankauf und den Verkauf seltener Bücher erlernte.
Vor allem aber habe ich sieben Jahre lang als Buchhändlerin bei Bauman Rare Books in New York gearbeitet und dabei alles von Inkunabeln bis zu modernen Erstausgaben gehandelt, was mir eine solide Grundlage verschaffte. 2011 habe ich Honey & Wax gegründet und genieße seither das Leben als unabhängige Buchhändlerin. Mein Hauptinteresse gilt zwar der Literatur, aber mein Bestand umfasst auch die Künste und die Wissenschaften.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Um seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf zu verdienen, braucht man Kenntnisse im Ankauf. Analysieren Sie den bestehenden Markt für die Art von Büchern, die Sie verkaufen möchten. Es gibt keinen Ersatz für das Hantieren mit Büchern. Besuchen Sie Antiquariate, Messen, Auktionen, Verkäufe, private Sammlungen und Bibliotheken. Lernen Sie, wenn möglich, bei einem etablierten Antiquariat, aber wenn das nicht möglich ist, suchen Sie sich Händler, die auf die Themen spezialisiert sind, die Sie interessieren. Tragen Sie sich in deren Mailinglisten ein, studieren Sie deren Kataloge. Besuchen Sie sie und stellen Sie sich vor. Buchhandel ist ein Marathon und kein Sprint, also konzentrieren Sie sich auf den Aufbau fundierter Fachkenntnisse und dauerhafter Beziehungen.“
Charlotte Du Rietz Rare Books - Stockholm, Schweden
Charlotte Du Rietz gründete ihr Unternehmen 1995 und bietet Bücher über Reisen, Forschungsreisen und Linguistik an, wobei der Schwerpunkt auf Asien und Afrika liegt. Sie bietet auch Bildbände über Mode, Design und Textilien an.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Durch meinen verstorbenen Schwiegervater, Richard Du Rietz, der für Thulins Antikvariat in Schweden gearbeitet hat. Ich schloss mich ihm in den 1980er Jahren bei Thulins an und entwickelte eine Leidenschaft für antiquarische Bücher. Nach einigen Jahren gründete ich 1995 mein eigenes Unternehmen, zunächst mit Sitz in London. Im Jahr 2002 zog das Unternehmen nach Stockholm um.
Nachdem ich in den 1990er Jahren viele Jahre in Japan gelebt hatte, wuchs mein Interesse an Reisen und Kultur in Asien und später auch in Afrika. Dieses Interesse spiegelt sich in meiner Arbeit wider, wobei der Schwerpunkt auf Büchern über Reisen, Forschungsreisen und Sprache liegt. Ich hatte schon immer ein persönliches Interesse an Kunst und Mode, was später dazu führte, dass ich mich auch verstärkt mit Büchern aus diesen Bereichen beschäftigte.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Beginnen Sie mit einer Tätigkeit in einem etablierten Antiquariat. Dadurch erhalten Sie Einblicke und Kontakte sowie Erfahrung im Umgang mit Büchern aus vielen Bereichen. Um mich weiterzuentwickeln und zu spezialisieren, empfand ich es als vorteilhaft, mich auf Themen zu konzentrieren, die meinen eigenen Interessen nahe stehen.
Durch die Einschränkung des Interessenbereichs wird auch die Suche nach Büchern und die weitere Recherche erleichtert. Seien Sie außerdem nicht schüchtern. Man benötigt so viel Fachwissen in der Branche, dass es unmöglich erscheinen kann, aber geben Sie nicht auf. Seien Sie einfach mutig und machen Sie weiter. Der Schlüssel zum Erfolg als Buchhändlerin sind Leidenschaft und Wissen.“
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Imperial Fine Books - New York, USA
Bibi Mohamed gründete 1989 Imperial Fine Books und bietet ledergebundene Bücher, Buchreihen, hochwertige Einbände, juwelenbesetzte Einbände, Kinderbücher und seltene Bücher an einem Standort in der prestigeträchtigen Madison Avenue in New York an.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Ich kam 1972 mit meinen Eltern und anderen Geschwistern nach Amerika. Es war einer der aufregendsten Tage in meinem Leben. Meine Eltern sind Guyaner, wir wurden in Britisch-Guayana geboren. Nach meinem Abschluss fing ich an, für den damals berühmtesten Buchhändler der Welt zu arbeiten, JN Bartfield.
Es war sehr lehrreich und ich habe 13 Jahre lang dort gearbeitet. Bei Bartfield war ich Sekretärin und bin in meinen letzten beiden Jahren in den Handel eingestiegen. Es handelte sich jedoch um ein Familienunternehmen und es gab keine Möglichkeit zum Aufstieg. Ich brauchte eine Veränderung. Ich begann, nach Büchern zu suchen, die ich verkaufen konnte. Mein Geschäft begann im Keller meiner Eltern. Ich habe mir alles von der Pike auf erarbeitet und darauf bin ich stolz.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Wie ich meinen Töchtern sage: Wenn du einen Traum hast, arbeite hart dafür und du wirst Erfolg haben, aber es muss etwas sein, was du gerne tust. Ich glaube, ich bin erfolgreich, weil ich liebe, was ich tue. Ich liebe es, seltene Bücher anzukaufen und zu verkaufen, aber auch Menschen zu treffen und sie kennenzulernen.“
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Any Amount of Books - London, Vereinigtes Königreich
Gillian McMullan ist seit 2019 Inhaberin von Any Amount of Books. Zuvor war sie seit 1998 die Leiterin des Ladens. Any Amount of Books ist eine Londoner Sehenswürdigkeit. Das Angebot umfasst seltene Bücher, Erstausgaben, moderne Literatur, Kunst, Poesie, Geschichte und mehr.
Wie haben Sie mit dem Verkauf seltener Bücher begonnen?
„Mein Vater hat mein Interesse an gebrauchten Büchern geweckt. Ich mochte Secondhand-Läden und meine örtliche Fahrbücherei. Man wusste ja nie, was es dort jede Woche geben würde. Ich stieg in den Secondhand-Buchhandel bei Quinto in London ein und begann dort zu lernen.
Anfang der 1990er Jahre zog ich mit meinem damaligen Freund nach Paris und arbeitete einige Monate lang bei Shakespeare and Company. Ich machte Bekanntschaft mit einem Buchhändler namens Nigel Burwood und fing an, für ihn bei Any Amount of Books zu arbeiten. Ich lernte weiter, wurde Leiterin und kaufte schließlich die Buchhandlung. Dazwischen habe ich den Freund aus Paris geheiratet. Übergang von Leiterin zu Inhaberin? Ich lerne beständig dazu.“
Was raten Sie jungen Frauen, die Antiquarin werden wollen?
„Verbringen Sie Zeit in unterschiedlichen Arten von Buchhandlungen. Sprechen Sie mit dem Personal und den Eigentümern, lassen Sie sich nicht durch Unhöflichkeit oder Desinteresse abschrecken. Sie könnten in einer neu eröffneten Buchhandlung anfangen und nach Möglichkeit eine Ausbildung absolvieren. Denken Sie daran, sich neue Herausforderungen zu suchen und verschiedene Erfahrungen zu sammeln. Lassen Sie sich nicht von einfachen Tätigkeiten abschrecken. Aus ihnen kann man manchmal am meisten lernen, aber denken Sie daran, dass Sie sie nicht 20 Jahre lang machen sollten. Sie werden Fehler machen. Nur so können Sie lernen. Bleiben Sie dran. Finden Sie eine innere Befriedigung in (fast) allem, was Sie tun.“