Beschreibung
Es scheint sich um eine Rolle mit Memorialfunktion zu handeln, die anläßlich des Sieges von Mollwitz, vielleicht für einen führenden Offizier, möglicherweise sogar als Geschenk für den König oder einen befreundeten Hof angefertigt wurde. Der Entstehungszeitraum liegt wohl in der Mitte des Jahres 1741, darauf deuten einige Rangbennennungen hin. In dem Plan ist bei drei Offizieren ein falscher Dienstgrad angegeben; entweder einer, den sie noch nicht oder aber nicht mehr hatten. Im einzelnen sind dies: Oberst Carl Friedrich von Posadowsky (in der Rolle angegeben als "Gen. Maj.", was er allerdings erst ab dem 4. Juni 1741 wurde). Es ist also von einem Entstehungszeitraum ab diesem Datum auszugehen. Generallieutenant Graf Adolph Friedrich von der Schulenburg (diesen Rang bekleidete er seit Anfang Dezember 1740, ist in der Rolle noch als Generalmajor angegeben). Die Nachricht über seine Beförderung scheint sich in der Hektik der Kriegsvorbereitungen und der vielen Ereignisse im Zusammenhang mit der Thronbesteigung nicht schnell genung verbreitet zu haben. General (ab 7.4.1741) Prinz Leopold II. Maximilian von Anhalt-Dessau (in der Rolle jedoch noch als "Gen. Lt." aufgeführt). Auch diese Verwechslung spricht für eine zeitnahe Anfertigung der Rolle kurz nach der Schlacht. Thematisch gliedert sich die Darstellung in zwei Teile. Im linken Bereich (etwa 110 cm breit) ist die Schlachtaufstellung der Preußen zu sehen. An die einzelnen Quarées sind die Standarten in den jeweiligen Regimentsfarben gemalt. Grenadierbataillone sind durch brennende Granaten kenntlich gemacht. Mit roter Schrift sind die Namen der Regimenter und Bataillone eingetragen. Zusätzlich sind die Kommandeure in sehr genauen Miniaturen zu Pferde (etwa 4 x 5 cm) portraitiert. Im einzelnen handelt es sich um: An der Spitze: Friedrich II. und Feldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin. Linker Flügel: Oberst Carl Friedrich von Posadowsky (hier aber dargestellt als Gen. Maj.). 1. Treffen: Generallieutenant Christoph Wilhelm von Kalckstein, Generalmajor Joachim Christoph von Jeetze, Generalleutnant Heinrich Karl von der Marwitz, Generalmajor Prinz Dietrich von Anhalt-Dessau, Generalmajor Markgraf Karl Friedrich Albrecht von Brandenburg-Schwedt. Rechter Flügel: Generalmajor von Kleist, Generallieutenant (ab November 1740) Graf Adolph Friedrich von der Schulenburg (hier noch dargestellt als Gen. Maj.). 2. Treffen: Generalmajor von Bredow, General (ab 7.4.1741) Prinz Leopold II. Maximilian von Anhalt-Dessau (hier jedoch noch Gen. Lt.), Generalmajor Prinz Heinrich. Der rechte Teil der Rolle misst eine Länge von 64 cm. Es handelt sich um die Ansicht der Schlachtaufstellung der Preußen und Österreicher. Die Umgebung ist reduziert auf kolorierte Ansichten der umliegenden Dörfer und Städte, darunter Mollwitz, Hünern, das brennende Pampitz, Grüningen, der Festung Brieg an der Oder sowie Hermsdorf. Die Panoramen sind zwischen 10 und 20 cm breit und bis zu 15 cm hoch und bestechen durch ihre detailgetreue Darstellung. Quellenbewertung: Neben der äußerst dekorativen Wirkung ist die vorliegende Rolle eine beeindruckende Hommage eines Unbekannten an den König und thematisiert den ersten großen, wenn auch verlustreichen Sieg Preußens im Ersten Schlesischen Krieg. Die monumentale Darstellung und die farbenprächtige und minutiöse Gestaltung geben einen Eindruck von der großen Bedeutung dieser Schlacht für die Zeitgenossen und sind ein hervorragendes Beispiel für die Medialisierung dieses Ereignisses im 18. Jahrhundert. Zur Vorgeschichte: Nach dem Bruch der Pragmatischen Sanktion und der Besetzung Schlesiens, sah sich Friedrich II. im Frühjahr 1741 einer Allianz aus Engländern, Russen, Holländern, Sachsen und besonders Österreichern gegenüber. Der König konnte seine weit auseinanderliegenden Territorien nicht verteidigen und musste sich eigentlich auf seine Kernländer und das gerade gewonnene Schlesien konzentrieren. Als jedoch die Österreicher ihren Feldzug weitaus früher als erwartet began. Bestandsnummer des Verkäufers 1093
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