Beschreibung
8°. 16 SS. Schriftsatz in 7-Punkt Fraktur. ORücken-Brosch. (Fadenheftung; leicht knittrig u. angestaubt, blass stockfleckig). Seiten marginal leicht stockfleckig (wenig gravierend). Etwas Alters- u. min. Gebrauchsspuren. Gesamthaft weitgehend sauberes, sehr ordentliches Exemplar - - Professbuch Nr. 632 (Gmür), Bibliographie Nr. [2] - swissbib mit lediglich 2 Standorten (SNB u. Stiftsbibl. SG) - Aszetische, erbauliche und aufmunternde Predigt zur Mahnung Jesu 'Bleibet in meiner Liebe' (Joh. 15, 9), welche unter zwei Aspekten angegangen wird: "I. wie die katholische Kirche die Mahnung ihres göttlichen Stifters [.] befolgt hat, und II. wie wir diese Mahnung unsers göttlichen Erlösers entsprechen sollen" (p. 4) - P. Augustin will mit seiner Ansprache die Moral der Zuhörer wecken und dazu ermutigen, sich den Herausforderungen in angespannter Zeit als engagierte Katholiken zu stellen: "Außergewöhnlich zahlreich habet Ihr Euch zur Jahresversammlung des schweizerischen Piusvereins hier eingefunden, um in Eintracht und Liebe über die katholischen Interessen Euch zu berathen und die Berichte über die segensvolle Thätigkeit auf dem Gebiete der christlichen Charitas [.] entgegenzunehmen. Ihr seid aber auch hieher gepilgert [.], um in dieser sturmbewegten Zeit [.] Trost, Stärke und Gnade zu finden [.]." (p. 3) - Der Prediger spricht nur indirekt und eher unterschwellig die aktuellen politischen Fragen und Probleme an, die man kennen muss, um den Sinn seiner Ausführungen nachvollziehen zu können: "Mag auch das Hohngelächter der Feinde der Kirche erschallen [.], wir werden sie hinweisen auf das erhabene Oberhaupt der Kirche, Papst Pius IX., wie dieser greise Dulder furchtlos die Wogen an den Fels Petri anprallen sieht" (p. 8), zu verstehen auch als ein Reflex des Ultramontanismus und Reaktion auf die Annexion des Kirchenstaates durch königl. italienische Truppen im September 1870. Und wenn Gmür, hauptsächlich Lehrer an der Stiftsschule und ein eher musischer Mensch, sich ausgiebig der Erziehung und den damit befassten Vereinigungen wie Mütterverein, Lehrlingspatronat und inländische Mission widmet, und in diesem Zusammenhang (u.v.a.) sagt: "Ihr Eltern, [. die] heiligste Pflicht gebietet Euch, Eure Kinder für Gott zu erziehen" (p. 9), so wird dies nicht zuletzt als Reaktion auf den Schulartikel der Bundesverfassung von 1874 (Art. 27) verständlich. Im weiteren lobt P. Augustin die christlichen caritativen Vereine wie Paramenten-, Armen- und Krankenvereine (p. 10 f.), um abschliessend den Gesellenverein (Kolpingverein) ausführlich vorzustellen (pp. 12-15) und für den Beitritt zu werben: "Ihr Eltern, [.] wenn Euer Sohn als Geselle in die Fremde zieht, vergesset es nicht ihn zu ermahnen, dem katholischen Gesellenvereine beizutreten. Euer Sohn ist so am besten versorgt", dann wird nicht nur die Milieubildung während des Kulturkampfes, sondern auch die damit angelegte (zukünftige) anti-sozialistische Mentalität angetönt. Zudem fällt die Predigt in eine Zeit, als die Organisation der Arbeitnehmer erst in den Anfängen steckte (vgl. HLS, v.a. Lemmata Sozialismus, Gewerkschaften, Soziale Frage, Kulturkampf, Kolpingwerk). - Der Piusverein war eine auf Anregung von Josef Ignaz von Ah 1857 gegründete Organisation zur Bewahrung des Glaubens, für christliche Liebeswerke und die Pflege katholischer Wissenschaft und Kultur, ab 1899 Schweiz. Katholikenverein. Der Piusverein bestand aus Orts-, Kreis- und Kantonalvereinen, die jährlich zu einer meist mehrtägigen Jahresversammlung zusammentrafen. [.] 1870 zählte er 5'600 Mitglieder in der Deutschschweiz, 2'000 in der Romandie und 800 in der ital. Schweiz. (etc.; HLS). -- P. Augustinus Gmür (1841-1900), von Amden SG, Profess 1860, Priester 1865. Lehrer an der Stiftsschule für Französisch, Musik und Kalligraphie, später auch Mathematik. "Den 29. Juni 1875 wurde er zum Präses des kathol. Gesellenvereins in Einsiedeln ernannt, welchen Posten er bis zu seinem Tode inne hatte. [.] Im Oktober 1884 wurde er zum Zentralpr. Bestandsnummer des Verkäufers CH091908
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