Beschreibung
Kl.-8° (15.3 x 9.3 cm). Unpaginiert (152 Bll. + 6 Bll. Anhang mit gest. Musiknoten). Gest. allegor. Front. (etwas gebräunt u. knapp beschnitten, obere Aussenecke mit kleiner Wurmspur), 1 gest. (Falt-) Tafel (3/4 fehlen). Einfacher HLn.-Einband (Vorderdeckel marginal etwas berieben) um 1920 mit Kleisterpapierbezug. Erste Ausgabe. Seiten gebräunt, eher wenig fleckig, stellenweise unterschiedliche Feuchtigkeitsspuren (eher blass und wenig störend, Notenanhang mehr), einige Lagen im Fussbereich mit unterschiedlichen kleineren Wurmspuren (Text kaum störend tangiert). Alters-, Lagerungs- und Gebrauchsspuren, alte u. ältere Besitzervermerke, Besitzerstempel d. 20. Jhs. Gesamthaft sehr ordentliches Exemplar - - VD17 23:267317N - digitalis. in BVB/BSB u. Google Books - 1701 und 1702 erschienen bei F. L. Schäll in Zug bzw. Gottfried Hautt Wwe. in Luzern zwei weitere Auflagen - Front. und Tafelfragment sind monogrammiert C.M., i.e. wohl Conrad Meyer (Zürich 1618-1689 ibid.; vgl. SIKART). Frontispiz mit Tells Apfelschuss, darüber Banderole u. römischer Krieger mit Füllhorn, unten links ein grüssender Edelmann. Die Tafelpartie (linkes Viertel) zeigt eine Arkade mit Atlanten - Anhang mit Musiknoten 'Chor, Lessi, et Cantiones Comoediae, 1672' (Hufnagelnotation a. 5 Linien, Weisse Mensuralnotation) mit Gesangstexten - Nach dem detaillierten 8-seitigen Inhaltsverzeichnis sind die 93 Rolleninhaber (Akteure) nach Vor- u. Familiennamen aufgelistet (7 SS.), von Beat Lazarus Kolin bis zu Wolfgang Damian Müller und Zacharias Wickhart. Tout-Zug scheint zum Einsatz gekommen zu sein, wobei die Bühnenbesetzung eine exklusive Männerangelegenheit war. In unumgänglichen Fällen übernahmen männliche Zuger die seltene Rolle weiblicher Dramatis personae (Beata virgo, Annelin, Zwingheris Eheweib, u.a.) - "Am 14. und 15. September 1672 wird auf dem Kolinplatz mit größtem Aufwand und Pomp vor über 3000 Zuschauern das 'Eydgnössische Contrafeth' des Zugers Johann Kaspar Weissenbach gesungen und gespielt; die halbe Stadt wirkt mit" (theatercasino ch, online). -- "Stoff des Stückes ist am ersten Spieltag der Aufstieg der Eidgenossenschaft von der Gründung bis zu den Burgunderkriegen, am zweiten der Abstieg seit der Glaubensspaltung bis zu Weissenbachs Gegenwart; sein Thema dagegen ist der Urgedanke der Schweizer Geschichte, Freiheit und Einheit, und dessen Wandel im Lauf der Zeiten; diesen Sinn schaubar zu machen, reihte der Dichter historische Szenen aneinander und erfüllte sie mit dem Geist der Volksherrschaft." (Salzer/Tunk I, 3. Aufl. 1972, p. 416; vgl. I. Schmidt, Wilhelm Tell in der politischen Kultur der alten Eidgenossenschaft in der frühen Neuzeit. MA-Hausarbeit Univ. Kiel 1998, p. 95 f.) -- Johann Caspar Weissenbach (Zug 1633-1678 ibid.), kath., von Zug. Ausbildung in der Kanzlei des Klosters Einsiedeln und im Jesuitenkolleg Solothurn, u.a. in Einsiedlischen Diensten 13 Jahre Obervogt in der thurgauischen Vogtei Gachnang, ab 1668 als Privatier in Zug mit Dichtung und Theater beschäftigt. "Am bedeutendsten ist sein vom Jesuitentheater beeinflusstes, teils in Mundart abgefasstes 'Eydgnossisches Contrafeth', das mit seinen über 200 Rollen an zwei Spieltagen [.] aufgeführt wurde" (HLS; vgl. O. Eberle, Weissenbach und das schweizerische Barocktheater. In: Schweiz. Monatshefte f. Politik und Kultur 9, 1929/1930, H. 3, pp. 130-142) -- Donatorenvermerk: 1. 'Herrn Stadtschreiber Uttiger in Zug empfiehlt sich zu freundlichem Andenken Dr. Rosset von Wiesbaden, Zug den 3. August 1854'; 2. (Stempel) 'Alb. Utinger-Speck 40 Bahnhofstr. Zug', i.e. Albert Uttinger od. Utinger (Zug 1855-1936 ibid.), u.a. 1881-83 Hotelier auf dem Zugerberg, 1884 Übernahme des Hotels Löwen in Zug von seinem Vater, sowie in div. politischen und wirtschaftlichen Ämtern tätig (HLS); 3. ca. 15-zeilige flüchtige Hs. um 1800 a. Vorsatz, ev. "zuo zug [.] [1804?]". - Sprache: de. Bestandsnummer des Verkäufers Lt011501
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