Beschreibung
Braunschweig, Druck und Verkag von Friedrich Vieweg, 1846-1853, 8°, 1698 pp., 3 Kupfertafeln, 3 feine Halblederbände mit Pergamentecken; minimal fleckig. Erste Ausgabe! "In Heidelberg, entsteht Jacob Henle's (1809-1885) Handbuch der rationellen Pathologie, eine allgemeine Krankheitslehre im weitesten Sinn: die Morphologie ist ausgeklammert! Henle formuliert in der Vorrede: "Es ist ein Versuch, die physiologischen Tatsachen, welche die Beobachtungen des kranken Körpers zu Tage gefördert hat, nebst den Theorien und Hypothesen, zu denen sie Anlaß geben, in diejenige Form zusammenzuführen, die der systematische Geist der Deutschen verlangt, um ihre Stelle in der Entwicklungsgeschichte der Wissenschaft anzuweisen." So sind die ersten Kapitel denn auch wissenschaftstheoretischen Analysen der ärztlichen Methoden, der medizinischen Disziplinen und der Aufgaben einer "rationellen Pathologie." Henle setzt sich dabei energisch für die Rolle der Statistik in die medizinischen Wissenschaft ein, die numerische oder statistische Methode, "die einzige, von deren Anwendung die empirischen Medizin Vorteil erwarten darf, wie sie überhaupt in empirischen Wissenschaften die einzig zulässige, ja die einzig mögliche ist" (p.12). Henle weist auf die französische Schule und speziell auf Louis hin. Von der rationellen Pathologie erwartet er zu Recht eine Darstellung der Ursachen und des Wesens krankhafter Vorgänge. Für Henle sind rationelle Pathologie und Physiologie identisch. Der Begriff der Pathologie umfasst dabei alle beobachtbaren Krankheitsäußerungen, die Störungen der Morphe sind nur ein Teil des Ganzen. Henle geht es lettlich also um eine rechte Theorie der Krankheit, um eine "theoretische Pathologie", wie er formuliert. Dabei stellt für Henle der krankhafte Prozess nur eine graduelle Abweichung gegenüber dem normalen dar. In der allgemeinen Ätiologie spielen Anlage und Disposition eine gewichtige Rolle. Der 2. Band, als "Specieller Theil" bezeichnet, ist vor allem eine auf die Organsysteme bezogenen klinische Symptomatologie, wobei sich Henle bemüht, die einzelnen Symptome mit der vermuteten Pathophysiologie in Einklang zu bringen. Den heutigen Leser besticht vor allem der erste, wissenschaftstheoretische Teil in seinem logischen Aufbau und mit seiner klaren Sprache. . Warum zwischen dem Erscheinen des ersten und zweiten Bandes 7 Jahre verstrichen, wird von Henle nicht kommentiert. . Kein Zweifel, Henles Handbuch der rationellen Pathologie ist der zeitgebundene Versuch einer Standortbestimmung für die eben im Aufbruch begriffene naturwissenschaftliche Medizin. Henle und Virchow stehen sich in ihren Grundüberzeugungen dabei viel näher, als sie es in dem laufenden Auseinandersetzungen zugeben wollen. Freilich, mit Virchows Formulierung einer Cellularpathologie (1855) tritt Henles rationelle Pathologie in den Hintergrund." Georg Dohm, Gesch. Histopath., pp.73-80 "Jakob Henle "wollte mit dem »Handbuch der rationellen Pathologie«, das in den Jahren 1846 bis 1853 entstand, eine theoretische Grundlage schaffen. Die Zielsetzung bestand darin Möglichkeiten zu eröffnen, seine Hypothesen experimentell zu bestätigen oder zu verwerfen - Grundprinzip des Wechsels zwischen theoretisch und experimentell forschenden Naturwissenschaften. Er nennt für die Medizin seiner Zeit zwei Methoden, die empirische der klinischen Erfahrung und die theoretische, physiologische oder rationelle, um das Wesen dir krankhaften Veränderungen zu erfassen. Wenn auch in den klassischen Fächern experimentelle Methoden seither Ansatzpunkte fanden und auch das Mikroskop als technisches Hilfsmittel akzeptiert war, so bewirkte dies kein grundsätzliches Umdenken, d.h. die Forschungsstrategien blieben unverändert. Manche Ansätze waren in den vierziger bis siebziger Jahren sozialpolitisch geprägt, so daß die Folgen von Krankheit bzw. die gesellschaftlichen Ursachen prioritär vor medizinischen Fragestellungen waren - struktureller Modernisierungsdruck und . Bestandsnummer des Verkäufers 20856
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