Beschreibung
Halae Magdeb., Literis Christiani Henckelii, 1695, Kl.4°, 16, (6) pp., orig. Broschur. Erste Ausgabe, zweiter Abdruck! Die hier vorliegenden "Disputatio de passionibus animi" "Über den mannigfaltigen Einfluß von Gemütsbewegungen auf den menschlichen Körper" zeigt, daß es Stahl schon zum Beginn seines Wirkens in Halle, seit 1694, also, um das Problem der psychophysischen Wechselwirkung gegangen ist. Er hat seine Bedeutung, seine Auswirkung in der Praxis beobachtet. Man findet hier die Grundlagen der medizinischen Psychologie. Es werden Beispiele für den Einfluß seelischer Erregungen auf den menschlichen Organismus angeführt. In der Einleitung wird hervor gehoben: "So leiten sich von den Leidenschaften des Gemütes in ihrer vielfältigen Bestimmung, Leitung oder Änderungen der Bewegungen des menschlichen Körpers auch viele Krankheitsanzeichen her." Die Mehrschichtigkeit seelischer Alterationsstufen, das Unverlierbare besonders tiefe Eindrücke wird in der Vorahnung späterer Erkenntnisse (Freud)ausgesprochen: Zugegeben sei, "daß der im Erbgang geprägte Prototyp der Leidenschaften und Neigungen des Gemüthes in gewohnheitsmäßiger Festigung nicht ganz umgekehrt werden kann", so vermag doch "die domminierendende Leidenschaft durch eine ihr entgegengesetzte Gewohnheit an die zweite oder gar dritte Stelle verdrängt werden, wo sie zwar noch innerhalb der Ordnungen steht, gleichwohl ihre Rangstufe wechselt." Es liegt dem in nuce die Idee von der Verdrängung zugrunde. Es wird schließlich empfohlen, die psychologischen Beobachtungen bei der Behandlung der Patienten nützlich anzuwenden und zu verwerten, indem man den Kranken "viele Ausbrüche des Erschreckens, der Furcht des Zornes, anhebender Ängstlichkeit durch guten Zuspruch und durch vertrauenserweckende Sicherheit" benimmt. So zieht die Arbeit die Folgerung: "Seelenleiden, die von Verletzungen des Körpers herrühren, sind oft mit schwerwiegenden und dauernden Folgen verbunden. Doch sie sind zu vertreiben mit der Heilung der Körperschäden." Die Lehre von den symptomatischen Psychosen wird im Ansatz vorweggenommen, wenn auch die Terminologie auf einen noch neuen Begriffsterain vortastet. Es sind Gehversuche auf einem noch dunklem Gebiet in der ärztlichen Praxis. Man kann die "Disputatio" als eine frühe Arbeit bezeichnen, die sich aus der Sicht des Arztes mit dem Problem psychisch verursachter Störungen von Krankheitsabläufen beschäftigt. Es handelt sich hierbei nicht um Geisteskrankheiten. Es geht vor allem um die körperlichen Einflüsse transitorischer Seelenzustände, die man heute in der Lehre von den Neurosen und ihren verschiedenen Erscheinungsformen zusammenfassen würde. Die seit der Antike beknatte Verbindung zwischen Knostitution und Charakter wird auch nach der therapeutischen Seite hin erwogen und berücksichtigt. Es ist der Geist einer naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise, der sich durch diese Arbeit hindurchzieht. Es zeigt, wie vorbeitreffend die Annahme war, den STAHL'schen Animismus nur religiös zu interpretieren." "In dem an zweiter Stelle stehenden "Propempticon inaugurale" - es ist eine dem Doktoranden JOHANN JACOB REICH gewidmete Abschiedsrede STAHLS mit angeschlossener Vita REICHS - nimmt STAHL zu dem Thema "De synergeia naturae in medendo" Stellung. Man findet hier alle Merkmale des STAHLschen Systems und erkennt, wie sehr der aus der Erfahrung schöpfende Psychologe den Vorrang gehabt hat. So wird eine tiefe Kenntnis des Eigenrhythmus biologischer Abläufe in dem Gedanken ausgesprochen: "Die Natur hat ihr eigenes Zeitmaß und verwendet dieses bei den rhythmischen Vorgängen des Lebens von längerer Zeitdauer, so bei der Embryonalentwicklung, bei der Geburt, Zahnung, Pubertät". Die Synergie der Organe unter der Direktion der Lebenskraft enthält im Krankheitsfalle das ärztliche Problem, die nützlichen Bewegungen der Naturheilkraft von den eigentlichen Krankheitsbewegungen zu unterscheiden. Der Arzt muß vor allem die Bewegungen erkennen, die auf . Bestandsnummer des Verkäufers 41975
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