Beschreibung
Monogrammist BR (J.Th. de Bry), Kupferstich aus J.J.Boissard, Icones virorum illustrium, Frankfurt 1597-99, Kupferstich, 14,2 x 10, 8 auf 18,5 x 14,7 cm. Rudolph Goclenius der ältere. Görge Goeckel ein Bürger in Corbach und Catharina Dietmarkhausen waren seine Eltern, durch die er allda am 1 März 1547 zur Welt kam. Bis 1564 legte er die ersten Gründe zu den Wissenschaften in der Schule seiner Vaterstadt, da er auf die Universität Marburg, 1568 aber nach Wittenberg gieng. Im Jahre 1570 kam er in sein Vaterland zurück, und gab sich mit dem Unterichte junger Leute ab. Er fand hierzu einen besonderen Beruf bey sich, begab sich also 1571 wieder nach Wittenberg, nahm daselbst am 13 März die Magisterwürde an, hielt akademische Vorlesungen. Im Jahr 1575 folgte er dem Rufe als Rektor des Pädagogiums zu Cassel. Gegen Ende 1581 wurde er Professor der Physik zu Marburg: 1589 der Logik und auch, nach einigen Jahren, der Mathematik: seit 1603 der Logik und Ethik; die Profession der Logik cedirte er zwar 1605 dem Geo. Cruciger, übernahm sie jedoch nachher wieder, und verwaltete sie auch bis an sein Ende. Seine Gelehrsamkeit in Sprachen und Wissenschaften, sein damit verbundener Fleiß, war ganz ausserordentlich, und er genoß des Glücks, das in seinem Zeitalter die Marburger Universität, wo er in seinem beynahe 50jährigen Amte mehr als 600 Personen den Magisterhut aufgesezt hat, nicht nur blühete, sondern daß er unter einem Fürsten lebte, der selbst eigentlicher Gelehrter war, in die art der Gelehrsamkeit des Goclenius vorzüglich einstimmte, mit eigener Einsicht und Ueberzeugung, aus würdigen, lautern Gründen, ihm folglich seine Achtung schenkte. Stets unterhielt sich Landgraf Moriz, - das dieser hier gemeynt sey, bedarf wohl nicht des Erwähnens, - mit ihm über Vorwürfe entweder aus der Philosophie oder aus der lateinischen Dichtkunst, beyde, Lieblingsfächer so des Herrn als seines Dieners. Aber auch in sonstigen Angelegenheiten bediente er sich seines Raths, und würdigte ihn überhaupt eines besonderen Vertrauens. Im Jahr 1619 mußte er auf die Dortrechter Synode, und es war nicht selten, daß er auch in politischen Händeln seine Stimme zu geben hatte. Einstens war er befehligt, den Rathschlägen im Fürstlichen Kabinette beyzuwohnen: die übrigen erforderten Personen befanden sich zur gesezten Stunde versammelt, nur Goclenius nicht; als er endlich kam, und der Landgraf nach der Ursache seines Aussenbleibens fragte, machte er aus Stegereif die Entschuldigung so: Bartolus & Baldus possunt intrare caballo, Sed genus & species cogitur ire pede. Zu einer anderen Zeit kam er spät an die Fürstliche Tafel: weil man glaubte , er habe zu Hause schon seine Mahlzeit gethan, so sezte man ihn nichts von Speise, sondern nur einen Trunk vor: seinen Platz erhielt er zufällig unter den anderen an der Mitte des Tisches, und jetzt dichtete er folgender Gestalt: Esuriunt medii, primi satiantur & imi; Non verum est igitur: medium tenuere beati. Als der Landgraf bey Tafel demjenigen der Umsitzenden den vor ihm stehenden vergoldeten Becher zum Geschenk versprach, der seine, seiner Gemahlin, seiner Prinzen und Prinzessinnen Gesundheit in einem einzigen Hexameter trinken würde, stand Goclenius, fast in eben dem Augenblicke, auf, nahm seinen Becher, machte eine Verbeugung und sagte: In Domini, Dominae, Nati; Nataeque salutem: leerte ihn darauf aus, und steckte ihn, gleichsam von Rechtswegen in die Tasche. Dergleichen Beyspiele bestätigen genugsam, dass Goclenius im Epigrammatisieren besonders eine ungewöhnliche Stärke besessen, und dass es ihm nicht an Munterkeit und Gegenwart des Geistes nicht gefehlt habe. Mit seiner Philosophie verliert er in unseren Tagen freylich von seinem Ansehen, welcher Vernünftige aber wird so unwillig seyn, ihn für sein Zeitalter philosophische Gelehrsamkeit abzusprechen, wenn er auch gleich damals nur einen Aristoteles, Scaliger den ält. Zabarella und Schegkius zu einer philosophischen Bibliothek genug hielt (s. . Bestandsnummer des Verkäufers 34286
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