Beschreibung
4to. 4 1/2 pp. An den Germanisten und Kunsthistoriker Franz Glück (1899 1981) in Wien, damals Mitarbeiter im Kunstverlag Anton Schroll & Co., den er nach dem Krieg leitete. Die Briefe handeln vom literarischen Austausch zwischen beiden Glück gab u.a. die Werke von Adolf Loos heraus sowie in Benjamins Exiljahren auch und vor allem von seinem vergeblichen Bemühen, in Österreich oder der Schweiz einen Verlag für seine autobiographischen Skizzen Berliner Kindheit" zu finden.San Remo 17.XI.1936. […] nun sieht es so aus, als ob aus meiner Wiener Reise nichts werden sollte. Im Augenblick ist eine Begegnung mit meinem Sohn in Italien sehr wahrscheinlich geworden. Ich habe darum die freundliche Bitte an Sie, die bei Ihnen für mich lagernde Post mir an meine untenstehende Adresse zu senden. Wenn ich Sie darum bitte, dies möglichst umgehend zu tun, so vor allem weil eine Änderung der Lage und in ihrem Gefolge mein Kommen nach Wien nicht ausgeschlossen ist. Ich möchte aber in diesem letzteren Fall unbedingt Ihre Postsendung hier abwarten. So mancherlei Schwierigkeiten meine Reise nach Wien auch mit sich brächte, so wäre es doch ein sehr erfreulicher Gedanke, Sie bei dieser Gelegenheit zu sehen, und ich will sie darum noch nicht aufgegeben […]"San Remo 30.XI.1936. […] Es kommt nun diesmal nicht zu meiner Reise nach Wien. Vielmehr ist mein Sohn gegenwärtig hier bei mir.Mir tut es sehr leid, die nahe Aussicht auf die Begegnung mit Ihnen wieder ins Ferne gerückt zu sehen. Sowie ich wieder in Paris bin, sende ich Ihnen mein neues Buch, von dem ich mich sehr freuen würde, wenn es mich Ihnen in gewisser Gestalt vergegenwärtigte.Ich will Ihnen nicht verschweigen, daß zu der Freude, Ihnen das Buch geben zu können, mein Hoffen tritt, es werde in Ihrer Hand seinen besonderen Wert haben. Vielleicht macht es Ihnen auch möglich, noch einen Versuch für die Berliner Kindheit zu unternehmen ein Buch, dessen Entstehungszeit mit der des Ihnen zugedachten zusammenfällt. Beide erschienen mir in der Tat wie der subjektive und objektive Aspekt eines gleichen geistigen Gegenstandes […]" mein neues Buch": Deutsche Menschen. Eine Folge von Briefen" erschien in diesem Jahr unter seinem Pseudonym Detlef Holz im Vita Nova Verlag, Luzern.Paris 22.XII.1936. Dank für Glücks Hebel-Aufsatz", der von besonderer Schönheit" sei. […] Sie umreißen diejenigen Teile in Hebels Bild, die für mich von jeher die anziehendsten gewesen sind vor einem Hintergrund jedoch, der sich mir niemals erschlossen hatte. Darum ist diese Darstellung, in der der Mann sich so einsichtig vorm Fond seiner Lebensumstände präsentiert für mich außerordentlich anziehend gewesen. Es wäre in der Tat sehr zu wünschen, daß solche Arbeiten nicht gänzlich von der Gelegenheit abhingen, sondern in planvoller Folge von Ihnen zu erwarten stünden […]" Hebel war der Herold, der Benjamins Auffassung mustergültigen Erzählens prägte" (A. Honold, Der Leser Walter Benjamin, S. 165).Gesammelte Briefe 1102, 1104 und 1120 (sämtlich nach Abschriften gedruckt). Bestandsnummer des Verkäufers 79887
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