Beschreibung
Folio. 2 pp. Expected folds. To his former wife Mileva Mari with a postscript to his son Eduard "Tete": Liebe Mileva! Es ist mir nie eingefallen, dir böse zu sein oder einem von Euch. Im Gegenteil habe ich das schlechte Gewissen immerzu, weil ich dir so wenig schreibe. Dass ich letzten Sommer nicht kam, war nur, weil ich zu stören fürchtete; ich glaubte, dass ihr ohne mich behaglicher mit dem jungen Besuch wäret. Das Einzige ist, dass ich mich schwer dazu bringe, mit Albert in Beziehung zu bleiben, und das nur, weil es mir gänzlich widerstrebt, zu der Schwiegertochter in irgend welche Beziehungen zu kommen. Wie miserabel sie ist, ersieht man daraus, wie Albert in der kurzen Zeit heruntergekommen ist. Nun der gedachte Aufenthalt in Celerina. Wenn zwischen den Familien einigermassen normale Verhältnisse wären, so wäre es ganz selbstverständlich, dass Albert zu dem Schwiegersohn meiner Frau kommen könnte. So aber weiss ich nicht, ob dies ohne Erschütterungen für die schwer kranke Ilse abgehen würde. Ich kann auch dem Schwiegersohn meiner Frau nicht einfach Vorschriften machen. Wenn Albert einen wirklich freundlichen Brief an Herrn Rudolf Kayser schriebe, der mit oben ist, und ihm auch sagte, dass dem Geplagten keine Ausgaben erwachsen sollen, und Albert ohne Frau kommen wollte, so glaube ich, dass er mit aller Freundlichkeit aufgenommen würde. Sei nicht bös, dass ich so wenig schreibe. Mein Leben ist anstrengend und voll Pflichten, sodass das Private immer zu kurz kommt. Aber für Tete möchte ich immer genug Zeit haben. Ich hätte es gern, wenn er Ostern wieder hierher käme wie letztes Jahr. Hoffentlich bist du damit einverstanden. - Was Albert anlangt so hat ihn übrigens auf Zanggers Brief hin zu mir in die Wohnung eingeladen, damit er sich da erhole. Warum soll er gerade nach Celerina? Er ist doch einfach durch Arbeit bei ungenügendem Futter erschöpft. Auf diese Einladung erfolgte keine Antwort. Was denkst Du dazu? Ich dachte mir, dass Alberts Frau das nicht zulassen wird, weil sie von ihrem Standpunkt aus betrachtet nachteilige Beieinflussung befürchtet (mit Recht). Der Junge wird an seinem Fehltritt kaput[t] gehen, fürchte ich. Wir haben aber alles Mögliche gethan um ihn zurückzuhalten. […] Lieber Tete! Nur eine kurze Bemerkung zu unserer Diskussion. Du sträubst Dich gegen eine gefühlsmässige Behandlung der Frage vom Sinn des Lebens. Aber es geht nicht anders. Der Versatand kann immer nur aus Prämissen Folgerungen ableiten nach Regeln über die man sich geeignet hat. Prämissen aber kann der Verstand nicht liefern. Man kann nicht darüber nur einigen im Falle unseres Problems nur unter der Wirkung des intuitiven gefühlmässigen Urteilens, nachdem man die Thatsächlichkeiten möglichst vielseitig auf sich hat wirken lassen. Kommt man dabei zu verschiedenen Prämissen, so ist eine Einigung überhaupt unmöglich. (Aus Seins-Urteilen, bezüglich deren Übereinstimmung zwischen uns herrschen mag, können Wertungs-Urteile nicht abgeleitet werden. Ich kann also Dein Tiger-Ideal nicht logisch widerlegen)."Translation: It has never occurred to me to be angry with you or with either of you. On the contrary, I constantly feel guilty for not writing to you more often. My absence last summer was only because I feared I would be a nuisance; I thought you would be more comfortable with your young visitors without me. The only thing is that I find it difficult to maintain a relationship with Albert, and that's only because I am completely averse to getting involved with the daughter-in-law in any way. You can see how miserable she is from how much Albert has deteriorated in such a short time. Now, about the proposed stay in Celerina. If relations between the families were somewhat normal, it would be quite natural for Albert to come to my wife's son-in-law. However, I am not sure if this would go smoothly for the seriously ill Ilse. I cannot simply dictate to my wife's son-in-law. If Albert were to write a truly friendly letter to Mr. Rudolf Kayser, who. Bestandsnummer des Verkäufers 94204
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