Beschreibung
Folio. 3 pp. Leicht gebräunt. Mit schwarzem Ringsiegel (zerteilt) und Adresse (Poststempel und -vermerke). Leichte Defekte. Kurz nach dem Tod seines Vaters, des Berliner Bankiers Abraham Mendelssohn Bartholdy, an seinen verehrten Freund und Ratgeber, den Kölner Juristen Erich Heinrich Verkenius, eine der einflußreichsten Persönlichkeiten des rheinischen Musiklebenes, der ihn gebeten hatte, ,eine Orgelstimme zu Händels Te Deum auszuführen. Als Felix Mendelssohn 1833-1935 in Düsseldorf wirkte, wurde er von Verkenius zu Konzerten aufgefordert und 1835 für die Leitung der Niederrheinischen Musikfeste gewonnen, deren Mitbegründer und Leiter Verkenius war. Es kam bald zu einer vertrauten Beziehung und bei seinen Kölner Aufenthalten war Mendelssohn auch später noch regelmäßig Hausgast der Familie. […] Sie haben es wohl schon erfahren, welchen Unglück mich und die Meinigen getroffen hat […] Sie haben ihn nur wenige Tage gesehen, aber Sie werden es wohl wissen wie das der härteste Schlag war der uns hätte treffen können, und wie schwer es mir wird diesen Schmerz mit Fassung und Ergebenheit, wie ich soll, zu ertragen […]Da ich vor allen Dingen mich fortwährend zu beschäftigen und mit Erfüllung meiner Pflichten nicht inne zu halten suche, so war es mir lieb Ihren Auftrag, eine Orgelstimme zu Händels Te Deum bald ausführen zu können. Sie erfolgt hiebei, u. es würde mich freuen zu hören, daß Sie es damit im Dom haben aufführen lassen. Da ich die Stimmen ohne Weiteres so hingeschrieben habe so wird sich wohl mancher Fehler der berichtigt werden muß noch darin finden […] Es wird wohl nicht leicht sein, die ganz passenden Register zu finden, die den Dom füllen und doch die Stimmen nicht zu sehr bedecken. Ich bin von der Voraussetzung ausgegangen, daß gleich Anfangs in der gedruckten Partitur ein bedeutender Druckfehler steht (wie überhaupt viele) daß nämlich in der Bezeichnung der Instrumente am Anfang statt Hautbois I Violino I, und statt Hautb II Violino II stehen muß, und statt Viol. I & II. e Tomba: Hauptb. I & II e Tomba. Die Art wie die Instrumente gebraucht sind macht mich dessen ganz gewiß […] Wie werden Sie das Stück mit der obligaten Trompete geben? Ein heutiger Trompeter bläst es nie sicher, u. ein andres Instrum. thut es nicht recht; ich habe die Orgel dafür ganz ausgelassen, weil sie mir nicht nöthig schien […]Der Stabat mater von Astorgas lege ich ebenfalls dazu. Ich erfuhr daß es der hiesige Magister Fink, der Redacteur der musikal. Zeitung, besäße […] Bei der Gelegenheit kam ich mit Hrn. Finck auf das Rheinische Musikwesen zu sprechen, u. war erstaunt zu hören, daß er steif u. fest behauptete Ries" [der Pianist und Komponist Ferdinand R. leitete zwischen 1825 und 1837 mehrfach die Niederrheinischen Musikfeste] sey in Aachen Musikdirektor seit einem Jahre […] Aber noch viel mehr erstaunte ich, als ich einige Wochen drauf manches von dem, was ich ihm damals erzählte, fast wörtlich in der musikal. Zeitung abgedrukt fand, u. zwar so wörtlich, daß ich geschworen hätte, ich wäre ein Mitarbeiter, wenn ich das Gegentheil nicht gar zu gewiß wüßte […]Mein Oratorium ist der Beendigung nahe und der erste Theil davon soll gegen Ende dieses Monats zu Simrock nach Bonn gehn, wo es erscheinen soll. Wahrscheinlich werde ich im Laufe des Frühjahrs oder Sommers nach dem Rhein, u. auch natürlich nach Cöln kommen, ich fahre dann wieder, wie sonst, an Ihrem Hause vor, frage ob Sie mich aufnehmen könen u. wollen, und wir gehen gedenken fröhlicher vergangner Zeiten […]"Das Paulus-Oratorium, an dem Mendelssohn von Anfang 1834 bis April 1836 arbeitete, wurde während der oben erwähnten Reise am 22. Mai in Düsseldorf uraufgeführt. - Erwähnt seinen Freund Karl Klingemann. Bestandsnummer des Verkäufers 81693
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