Beschreibung
Kl.-4to. 2 3/4 pp. Doppelblatt. Gelocht. Mit Unterstreichungen des Empfängers. Ihre Anfrage betr. den ,Verein für Kunst muß ich dahin beantworten, daß ich für mein Teil nicht gerade erfreuliche Erfahrungen mit diesem Institut und seinem Leiter, Herrn Walden [d.i. Herwarth Walden] gemacht habe. Es ist mir nämlich nicht gelungen, mich mir einen Pfennig der mir für meinen Vortrag zugesicherten Honorars zu erlangen, ein Fall, der, wie vielen Einladungen literarischer Gesellschaften ich auf gefolgt bin, in meiner Praxis einzig dasteht. Ich weiß nicht, ob es sich dabei um pekuniäre Mißlage oder um Unehrlichkeit handelte; jedenfalls hielt Herr Waldau mich mit Klagen und Bitten hier und verstummte endlich ganz. Ein College, Herr Jakob Wassermann, erzählte mir, daß er sich als Vorleser in diesem Verein nur dadurch halbwegs schadlos gehalten habe, daß er unmittelbar vor Beginn der Vorlesung erklärte, nicht lesen zu wollen, wenn es nicht wenigstens die Hälfte des Honorars sofort erhalte. Er bekam sie; hat aber dann [au]f die andere Hälfte vergebens gewartet. - Was die künstlerische Würde des Vereins betrifft, so steht ja fest, daß Träger berühmter Namen, Brandes, Harden etc., seinen Einladungen gefolgt sind. Doch habe ich die Auffassung äußern hören, daß Herr Walden seine Gründung wohl in erster Linie zu eigennützigen Zwecken und um sich als Componist zu lancieren ins Leben gerufen habe. […]"1903 gründete Walden den Verein für Kunst", dem in den Folgejahren eine große Zahl bedeutender Schriftsteller wie Heinrich und Thomas Mann, Frank Wedekind, Rainer Maria Rilke, Richard Dehmel, Alfred Döblin und Else Lasker-Schüler angehörte. Bestandsnummer des Verkäufers 93340
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