Beschreibung
4to. 3 pp. An den Schweizer Schriftsteller Jürg Federspiel: Ich bin gern sentimental, ich mag es, wenn arme Hirnhunde wie wir einander in ihrer Räude zuwedeln, statt sich zu biessen, es hat was von Menschlichkeit, so ein wiehernd ironisches Leiden wie Ihres, das so anständig ist, im gleichen Atemzug und zwischen den Zeilen auch gleich Mitleiden zu sein, man kann s brauchen in Amerika, haben Sie Dank. Die stichhaltige Krankheit von oben war übrigens nur die Hong-Kong-Flu, vielleicht auch bloss eine gewöhnliche: nicht unsympathisch in ihrer Eruption, ein klarer Fall, aber saumässig und nachträgerisch in der angeblichen Rekonvaleszenz, die sich bei mir zur rechten Seuche und Seelenmattigkeit auswuchs: matt, matt, matt, ich begann schon eine zarte Hirnhautaffektion in Betracht zu ziehen, aber die Katastrophen beschämen ja am liebsten so, indem sie uns verschonen. Möge das auch Ihre Befund bleiben für und für. Uns heilt keiner, die Wahrheit ist, man braucht dazu gar kein Kleist zu sein, dass uns ,auf Erden nicht zu helfen war , und man muss einfach so biegsam bleiben, dass man sich deswegen selber am Arsch leckt: unsere Aerzte werden das nämlich nie lernen, geben wir sie auf. […] Mir scheint Sie sollten einen Film machen, Federspiel. Haben Sie den Wisch auch unterschrieben? Ich dachte dabei heftig an Sie: das ist es, was der F. sollte, filmen, nicht über Filme schreiben. […]" - Mit einer kompletten ms. Transkription. Bestandsnummer des Verkäufers 95910
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