Beschreibung
Vorphila-Liebesbrief von 1846 aus Leipzig. --- Früher Brief mit Briefumschlag (die erste Maschine zur Herstellung von Briefumschlägen wurde 1844 in England erfunden; in Deutschland wurde die erste Briefumschlagfabrik im Jahr 1849 vom Kaufmann Rommeler in Jülich gegründet). --- Gerichtet an Anna Pauline Gottschalch (1826-1897), Tochter der Kreis-Steuerrätin Charlotte Christiane Gottschalch, geb. Ortmann (1791-1857), die sich zu dieser Zeit beim Bezirks-Steuereinnehmer Friedrich Florian Geyler aufhielt und an die der Brief adressiert ist. --- Ihr Vater, der Leipziger Kreissteuerrat Johann Samuel Gottschalch (*1783), Ritter des Civil-Verdienstordens, war bereits am 19. Oktober 1844 in Leipzig gestorben. --- Ein Doppel-Porträt ihrer Eltern, 1809 gemalt von Ernst Christian Weser (1783-1860), wurde am 4. Dezember 2001 bei Christie's in London versteigert. --- Geschrieben von einem August; beide sind ineinander verliebt. --- Es handelt sich eventuell um den Advokaten und Notar Dr. Carl August Andritzschky (* 1816), mit dem sie sich am 5. September 1847 in Leipzig verloben sollte (Anzeige in: Leipziger Zeitung vom 5. September 1847, S. 2242); die Hochzeit fand erst im Juni 1850 in Leipzig statt (verzeichnet in: Dresdner Journal und Anzeiger vom 25. Juni 1850, S. 1432). --- Carl August Andritzschky legte seine Dissertation "Concursus creditorum Bona debitoris" 1843 in Leipzig ab. 1860 ist er nachweisbar als Vorsitzender des Direktoriums der Vereins-Bierbrauerei in Leipzig und 1881 als Notar beim Landgericht Leipzig. --- Dagegen spricht aber, dass im Brief ein Dr. Klinkhardt als wohl Vorgesetzter von August erwähnt ist (lt. Adressbuch der Theologe und Archidiakonus Christian Gottlieb Klinkhardt) und dass das Siegel ein Bibel-Motiv zeigt. Es handelt sich beim Verfasser also wohl um einen Geistlichen aus der Gemeinde von Chr. Gottlieb Klinkhardt, dessen Beziehung zu Anna dann bald in die Brüche ging? --- Datiert Leipzig, den 5. Januar 1846. --- Umfang: 4 Seiten (21,5 x 13,7 cm). --- Mit dem originalen Umschlag (8 x 12,3 cm; Poststempel Leipzig, 6. Jan. 46), mit handschriftlichem Taxvermerk, rückseitigem Siegel und Vermerk "nebst 1 Kästchen sign. F.G.Y. Zwickau (einlieg. im ein Glas.)" --- Auszüge: "Meine herzinnig geliebte Anna! Beigehend übersende ich Ihnen das gewünschte Macassar-Öl. [.] Ich habe unfrankirt schreiben müssen, weil Herr Dr. Klinkhardt die Berechnung verlangen wird und Sie in Verlegenheit kommen würden, wenn Sie nicht Rede stehen könnten. In das Kästchen habe ich die Bonbons von der Sylvesternacht für Sie beigefügt und mein ganzes Herz hineingebunden. Aber, mein Engel, glauben Sie nicht, daß ich nun mein Herz nicht mehr habe; ich fühle es, es schlägt noch immer so allgewaltig und innig mit unbegränzter Liebe für Sie, wie es ewig schlagen wird. [.] Ach, es ist ein eigenes, himmlisches Gefühl: Die Gewissheit, ein Herz, wie das Ihrige zu besitzen. Ich kann es nicht oft genug wiederholen, man fühlt die Nähe des Himmels, die Gnade des allgütigen Vaters in seiner ganzen Fülle. Sie sprechen in Ihrem letzten Briefe von einem Ziele, das Sie sich gesteckt haben; wenn Sie dasselbe erreichen, wollen Sie es mir allein verdenken. Diese geisterhaft mysterieusen Worte beschäftigten mich auch sehr auf meinem Wege. [.] Ich kam immer darauf zurück, daß Sie das schönste, das höchste und heiligste Ziel eines jungen Mädchens erreicht haben; was sollte Ihnen noch übrig geblieben sein? Sie haben durch Ihre Vorzüge, durch Ihr Herz und Ihre Seele, die aufrichtigste Liebe gewonnen, die es nur geben kann, Sie haben sich meiner Liebe erbarmt, Sie haben durch Ihre unendliche Liebe mich hochbeglückt und beseligt, Sie haben mich zum Glücklichsten, zum allein Glücklichen gemacht; was wollen Sie weiter? Gibt es etwas Höheres, Erhabeneres noch? [.] Adieu, meine alleinige Anna, Ihr überglücklicher August." --- Zustand: Sehr guter Zustand; der Umschlag leicht fleckig, das Siegel mit einigen Rissen. Bestandsnummer des Verkäufers Ostbhf 23-08 (8)
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