Beschreibung
Jean-Baptiste Boussingault, Sohn eines Kaufmanns, ging nach dem Studium als Bergbauingenieur 1821 im Auftrag einer englischen Firma nach Südamerika. Hier beschäftigte er sich vorrangig mit geologischen Untersuchungen. Auf Empfehlung Alexander von Humboldts unternahm er ausgedehnte Forschungsreisen in Südamerika und erwarb sich hohes wissenschaftliches Ansehen. Sein Versuch, 1831 den Chimborazo zu besteigen, scheiterte jedoch. 1832 kehrte er nach Frankreich zurück. 1834 wurde er Professor für Chemie in Lyon, 1839 erhielt er einen Lehrstuhl für landwirtschaftliche und analytische Chemie am Konservatorium in Paris. Bereits 1836 hatte Boussingault ein Landgut in Pechelbronn/Elsass gekauft und dort eine landwirtschaftliche Versuchsstation eingerichtet. Hier beschäftigte er sich mit Problemen der Tierernährung und der Photosynthese, vor allem aber mit Fragen der Bodenfruchtbarkeit, der Fruchtfolge und der Düngung. Sein besonderes Interesse galt dabei der Stickstoffernährung der Pflanzen. 1837 führte Boussingault Gefäßversuche mit Leguminosen durch. Ohne zusätzliche Stickstoffdüngung konnte er dabei in der geernteten Pflanzenmasse hohe Stickstoffgewinne nachweisen. Er folgerte daraus, dass die Pflanzen während ihres Wachstums Stickstoff aus der Luft aufnehmen. Obgleich er aufgrund von Ergebnissen anderer Experimente später von dieser Schlussfolgerung wieder abrückte, waren seine Versuche aus dem Jahre 1837 die Geburtsstunde der Idee von einer biologischen Fixierung elementaren Luftstickstoffs durch die Pflanzen. Erst 1886 konnte Hermann Hellriegel die Richtigkeit dieser Idee überzeugend nachweisen. Boussingault war aber nicht nur ein herausragender Chemiker, sondern auch ein praxiserfahrener Landwirt, der sein Gut nach wissenschaftlichen Grundsätzen bewirtschaftete. Mit seinem Buch Économie rurale" (2 Bände, Paris 1844 und 1845), das in mehrere Sprachen übersetzt wurde auch eine deutschsprachige Ausgabe ist erschienen hat er die Entwicklung der Pflanzenernährung, der Bodenkunde und des Pflanzenbaus zu eigenständigen Agrardisziplinen nachhaltig beeinflusst. 1848 wurde Boussingault als gemäßigter Republikaner in die Nationalversammlung gewählt und drei Jahre später aufgrund seines politischen Engagement aus dem Lehrdienst entlassen. 1878 wurde ihm für seine Verdienste um die Wissenschaft die Copley Medal verliehen, außerdem wurde der Mondkrater Boussingault nach ihm benannt" (Wikipedia). - Der Empfänger der auf Französisch abgefassten Briefe ist Jacques (Jacob) Mislin (1807-1878). Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Mislin konnte dank seines Onkels an der berühmten Lehranstalt von Porrentruy im Schweizer Kanton Bern studieren, wo er nicht viel später auch selbst unterrichten sollte. Der 1830 zum Priester geweihte kath. Theologe wurde 1836 auf Vermittlung des Grafen von Bombelle an den Wiener Hof berufen, wo er einer der Lehrer der Söhne von Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie wurde und damit sowohl den zukünftigen Kaiser Franz Joseph wie auch Erzherzog Ferdinand Maximilian (später Kaiser Max von Mexiko) unterrichtete (u.a. auch in Erdkunde). Vor der Revolution von 1848 unternahm Mislin eine Pilgerreise von Wien über Budapest und Konstantinopel nach Jersusalem. Der danach erschienene Reisebericht wurde in mehrere Sprachen übersetzt und mehrfach nachgedruckt. In den folgenden Jahren leitete er die Bibliothek am Hof der Herzogin von Parma, Erzherzogin Marie Louise, wurde zum Abt von St. Maria von Deg (Ungarn), geheimer Kämmerer u. Hausprälat Papst Pius' XI., Apostolischer Pronotar, Kanoniker der Kathedrale von Großwardein, Träger zahlr. Orden (u.a. von Spanien, Parma u. des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem) sowie Mitglied zahlr. Akademien. Der Verfasser zahlr. Publikationen und Vertraute des belgischen Königs und des Grafen von Chambord blieb nach der Rückkehr von seiner Pilgerreise in Wien, wo er weiterhin in persönlichem Kontakt mit dem Kaiserhaus stand. - In einem numerierten, von Mislin eigenh. beschrift. Bestandsnummer des Verkäufers 43051
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