Beschreibung
Leiden, C. Wishoff, 1757. 4to. 4 Bl., 52 S., 1 Bl. Halbpergament d. Zeit (berieben u. verblaßt, Kanten bestoßen). Erste Ausgabe. - Medizinische Inauguraldissertation über die Gelenkgeschwulste. Der jüngere Reimarus, Sohn des bedeutenden Aufklärungsphilosophen Hermann Samuel Reimarus und Herausgeber von dessen epochemachenden Untersuchungen zur Tierpsychologie, hatte zunächst in Göttingen, dann in Leiden Medizin und Naturwissenschaften studiert. 1754 ging er nach Edinburgh, wo er in nähere Beziehung zu Erasmus Darwin, James Keir, Alexander Munro (II.) u.a. trat. Dieser studentische Freundeskreis bildete den Ursprung der Edinburgher Medizinischen Gesellschaft. 1755 ging Reimarus zusammen mit Erasmus Darwin nach London, wo sie "Zeltgenossen" (contubernalis) waren und wo Reimarus neben seinem Studium besonders die Hospitäler besuchte. Hier lernte er die Einimpfung der Blattern kennen, die er später erfolgreich in seiner Vaterstadt Hamburg eingeführt hat. 1756 ging Reimarus wieder zurück nach Leiden und promovierte mit der vorliegenden Arbeit. Sie ist besonders bemerkenswert durch ein langes 9-strophiges Widmungsgedicht von Erasmus Darwin: "Erubescere me fecit inopinato, abundantia quidem amoris captus, Vir amicissimus, Erasmus Darwin . Edinburgi olim studiorum socius, Londini etiam contubernalis". In diesem Gedicht, wohl sein poetischer Erstling, spielt Darwin auf die Vielseitigkeit der Interessen seines Freundes an, der sich nur schwer zwischen drei "Bräuten", der Botanik, Chemie und Medizin, entscheiden konnte - ein Charakterzug, der in noch ausgeprägterem Maße auf Darwin selbst zutraf. Reimarus selbst war mehr ein Praktiker. Er hat als erster den Gedanken geäußert, dass ansteckende Krankheiten nicht durch Gifte, sondern durch lebendige Organismen (Bazillen) verbreitet würden, und er entdeckte die für Augenoperationen wichtige Wirkung des Atropin (Belladonna). Seine Dissertation über die Gelenkgeschwulste wurde von G. B. Morgagni in seinem unsterblichen Werk 'De sedibus et causis morborum' zum Teil ausgezogen und mit viel Lob beehrt und von Haller eines Nachdruckes für wert befunden. - Hirsch/Hüb. IV,756; ADB 27, 705; Jöcher/Rotermund VI; Schröder VI, 201,1; nicht bei Waller u. Blake. - Eine weitere medizinische Dissertation (über Entzündung des Nagelbettes) angebunden: J. PLOOS VAN AMSTEL. De paronychia. Leiden, G. Wishoff u. J. Bos, 1758. 2 Bl., 31 S., 6 Bl. - Durchgehend gebräunt u. stockfleckig. Bestandsnummer des Verkäufers 635434
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